Donnerstag, 13. Januar 2011

Vorwärts immer...

So, Schluss mit lustig. Das neue Jahr hat begonnen und man soll sich ja immer etwas Positives vornehmen. Ich habe mir z.B. vorgenommen, mit meinem Gastland etwas wärmer zu werden. Leider hat sich mein Gastland dazu entschieden, die Temperaturen frostig zu halten und keinerlei Wärmeisolierung für Wohnungen zu nutzen, was die Sache nicht einfacher macht. Trotzdem habe ich als Zeichen meines guten Willens lustig gemeinte aber diffamierende Inhalte entfernt und Gutes über China geschrieben. Ich sollte nun versuchen, damit weiter zu machen.
Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass die chinesische Macher-Mentalität durchaus etwas ist, was den deutschen Politikern gut tun würde. Während Frau Lötzsch noch darüber philosophiert, dass viele Wege zum Kommunismus führen und wir doch einfach Mal einen ausprobieren sollten, haben die Chinesen das schon lange gemacht. Jetzt gibt es hier auch keine langwierigen parlamentarischen Debatten mehr darüber, wie man zum Kommunismus kommt, und auch keine Presse die frei über so etwas berichtet. Für Frau Lötzsch sind das schon Mal zwei positive Punkte für China. 
Hilfsbereit wie ich bin, möchte ich aber schnell die verschiedenen Wege zum Kommunismus aufzählen, da es einfache Numerik ist. Man muss sich nur entscheiden ob mit oder ohne Bürgerkrieg, mit oder ohne Ausrottung der Intellektuellen, mit oder ohne Personenkult, mit oder ohne Ein-Parteien-Diktatur und mit oder ohne internationalem Anspruch. Das macht 32 mögliche Wege. Am Ende führen aber alle Wege (laut Marx) immer über den Sozialismus, der als Übergangsform genutzt wird, um die Klassen aufzulösen.
China hat sich z.B. für den Weg mit Bürgerkrieg, mit Ausrottung der Intelektuellen, mit Personenkult, mit Ein-Parteien-Diktatur aber ohne die Internationale entschieden... eine gute Wahl? Weiß man nicht, kann man Mal bei der PDS fragen. Auf jeden Fall ist das Land bisher im Sozialismus stecken geblieben. Ich frage mich, wie lange der Übergang von Sozialismus zu Kommunismus denn dauern soll, da China nun schon seit 50 Jahren darin hängen bleibt. Die (marxistische) Idee ist ja, dass sich während des Sozialismus auch die herrschende Klasse überflüssig macht, damit man dann endlich bei der klassenlosen Gesellschaft ankommt. Hierfür gibt es aber in China noch keine Anzeichen. Man hatte ja für Nord-Korea die Hoffnung, dass mit Kim Jong dem zweiten diese Klasse einfach altersbedingt wegstirbt, aber da es nun schon einen geliebten Nachfolger gibt, scheint nicht Mal das Aussterben eine Lösung zu sein.
Bei anderen Punkten ist China hingegen schon sehr weit. Zum einen ist der komplette Grundbesitz beim Staat. Kein Chinese kann Grund besitzen. Das führt, wie man hier lesen kann, zwar auch zu komischen Auswüchsen, kommt aber Frau Lötzsch Vorstellungen entgegen. Zum anderen sind die größten Konzerne ebenfalls in Staatsbesitz (und von den Top 10 der Fortune 500 sind immerhin drei chinesisch). Also bei der Verstaatlichung von Grund und Industrie ist man hier sehr weit, bei der Auflösung der Klassen noch nicht. Böse Zungen behaupten sogar, dass China sich da rückwärts bewegt.
Bei diesem Punkt sind andere sozialistische Länder schon weiter. In Kuba und Nord-Korea gibt es z.B. nur die unglaublich Armen und die armen Herrscher, die nicht wissen, wie sich selbst abschaffen sollen. Alles in allem zwei Klassen. Komischer Weise ist aber keines dieser Länder für eine besonders glückliche Arbeiterschaft bekannt. Außer die Chinesen sind vor Freude von der Foxconn-Fabrik gesprungen.
Wenn der Kommunismus das Ziel ist, scheint der Sozialismus also eine Sackgasse zu sein. Doch auch in dieser Sackgasse zeigt sich China fortschrittlich und als Macher. Während Kuba, Nord-Korea und gewisse Politiker in Europa sich nicht belehren lassen, laufen die Chinesen halt einfach rückwärts. An dem Spruch "vorwärts immer, rückwärts nimmer" ist schließlich schon die DDR zu Grund gegangen.

3 Kommentare:

  1. Großartig! Das könnte man so direkt auf SPON veröffentlichen :) Einfach genial!

    Viele Grüße aus Scheeerstaaa

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  2. "Erst die Umwälzung des Magens bringt die Umwälzung der Verhältnisse" ...

    Mehr zum Thema:

    http://www.faz.net/s/Rub533F2E364D4444AABE021F5646DBA803/Doc~E01CEF6EB2DC4496CB749CB759485C89E~ATpl~Ecommon~SMed.html

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  3. Mensch mein Bester, so lange nix von dir gehört! Vielen lieben Dank für Eure Karte! Erstaunlich wie lange das gedauert hat :) Ich hoffe dir gehts gut und du arbeitest fleißig ;)

    Viele Grüße aus Scheerstaa

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