Ich bin ja nun schon länger in diesem Land und hatte viel Zeit zum Nachdenken... aber manchmal muss man seine Gedanken einfach nur beim Fahrradfahren schweifen lassen, um die tiefgreifendsten Erkenntnisse zu gewinnen. So ist mir vor kurzem klar geworden, was das Problem dieses Landes ist und ich möchte euch an dieser Erkenntnis teilhaben lassen. Zum Glück können die Chinese diesen Blog nicht lesen, da sie sonst schon innerhalb der nächsten 5 Jahre zur nächsten Supermacht werden würden. So wird es wohl aber noch etwas dauern, bis sie selbst darauf kommen, was schief läuft.
Man muss ja wissen, dass die chinesische Kultur sehr alt. Manche Sitten und Bräuche haben sich aber bis heute sehr gut gehalten. Dazu gehört zum Beispiel die Verbundenheit zur Familie, der Zwang immer höflich sein zu müssen und daher nie die Wahrheit sagen zu können, der Zwang das Gesicht wahren zu müssen und und und... vieles davon basiert noch auf den Lehrsätzen von Konfuzius. Dieser Mann hat nur leider (oder aus unserer Sicht zum Glück) eine einzige Weisheit vergessen, niederzuschreiben. Und dabei handelt es sich um eine urdeutsche Weisheit: "Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu!" So einfach wäre das...
Umweltverschmutzung? Kein Chinese trinkt gerne vergiftetes Wasser. In den Fluss kippen sie trotzdem alles hinein, weil das Gift ja flussabwärts fließt.
Verkehrsstaus? Die hupen alle wie wild weil die anderen sich nicht an die Regeln halten. Selbst hält sich aber auch keiner dran.
Todesstrafe? Eigentlich will so gut wie niemand sterben...
Mir fallen noch viele weitere Beispiele ein, aber die muss ich ja nicht alle hier erläutern. Ich möchte an dieser Stelle daher auch mit Vorurteilen aufräumen: Chinesen denke nicht langfristig. Der Staat denkt langfristig, aber das hängt auch damit zusammen, dass dieselben Leute ihn seit Jahren kontrollieren und auch die Kontrolle behalten werden, egal was sie tun. Das funktioniert in einer Demokratie ja eher weniger. Der einzelne Chinese ist aber ganz anders als der Staat.
Die Regel lautet: Ein Chinese denkt nicht weiter als bis zu seiner Nasenspitze. Wer nun Chinesen kennt, der weiß, dass oft selbst die Augenbrauen oder das Kinn weiter aus dem Gesicht ragen, als die Nase. Daraus folgt zwangsläufig, dass die Chinesen nicht mal für sich selbst bis zum Ende denken. Jetzt versteht ihr auch, warum die Chinesen uns als "Langnasen" bezeichnen.
Meine Aufgabe als Trainee ist es, den Lokalen das Planen beizubringen. Ich glaube es gibt aber einige, die bis heute noch nicht den Grundgedanken erfasst haben, was das ist und wieso man das macht. Wahrscheinlich gibt es dafür in China nicht Mal ein Wort dafür sondern nur eine Umschreibung die übersetzt "gib dem Westler irgendwelche Zahlen bis er aufhört zu fragen" heißt. Zumindest die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass das darunter verstanden wird.
Deswegen sind auch viele der Überzeugung, dass China noch sehr lange brauchen wird, um auf allen Feldern mit dem Westen mitzuhalten. Ich denke wir müssen uns nur vor einer Sache wirklich fürchten... dass China auf die Idee kommt, allen Bürgern die Nase zu verlängern.
Freitag, 19. November 2010
Montag, 15. November 2010
Training in China
Nach eineinhalb Monaten harten Trainings hatte ich heute meinen zweiten Fitness-Test in meinem Fitness-Studio (oder wie das hier heißt Wellness-Club). Die gute Nachricht zuerst: Ich habe zugelegt! Ein ganzes Kilo! Leider habe ich überhaupt keine Muskelmasse antrainiert, woraus sich schließen lässt, dass ich ein Kilo bestes Hüftgold zugelegt habe. Mein Trainer ist fast aus allen Wolken gefallen.
Ich persönlich muss zugeben, dass mich das nicht so überrascht. Ich habe halt mehr in den verschiedensten Restaurants der Stadt trainiert als im Fitness-Studio. Meine WG-Mitbewohner hatten mir ja schon damals einen Saumagen attestiert, aber ich kann mir vorstellen, dass er hier noch sehr viel schlimmere Nahrungsmittel verarbeiten musste. Der ist also topfit. Obwohl ich das auch meinem Trainer gesagt habe, war ihm das als Erklärung nicht genug. Nachdem ich ihm versichert habe, dass ich keine Übungen weggelassen habe und 2 bis 3 Mal die Woche im Studio war, hat er mich gefragt, ob ich trinke. Ich: "Joah..." Er: "2 beers?" Ich: "Rather 6 beers..." Er: "You are German, right?" Ich: "Yes." Er: "Then it's ok."
Was haben wir denn für einen Ruf weg? Ich meine die Tschechen und die Iren trinken deutlich mehr Bier! Aber immerhin hat er erkannt, dass es damit auf keinen Fall zusammenhängen kann. Also das Fett schon, aber der fehlende Muskelaufbau nicht.
Da es in China immer eine Lösung geben muss, damit keiner sein Gesicht verliert, ist in diesem Fall ein neuer Trainings-Plan die Lösung. Damit meint er leider keine neue Speisekarte sondern neue Übungen im Fitness-Studio. Aber es scheint ihn so bei der Ehre gepackt zu haben, dass er kein Geld für den neuen Plan haben will. Für den ersten musste ich noch zahlen.
In China sind die Trainer leider nicht im Preis inbegriffen, was in Deutschland ja der Standard ist. Ich hatte bei der Vertragsunterschrift auch extra drei Mal gefragt, ob in dem Preis alles drin ist... aber alles scheint in China einen Trainer nicht mit einzuschließen. Dass ich nicht für jedes Gerät einzel zahle, war mir aber auch so klar.... egal. Das Schlimme ist nur, dass hier in China ein Personal Trainer mehr pro Stunde verdient, als mir mein Unternehmen pro Stunde zahlt. Was sagt das über meinen Wert aus? Ich möchte keine Antworten...
Dafür ist mein Fitness-Studio auf jeden Fall modern, sauber und relativ leer. Es liegt in einem der teuersten Einkaufszentren und daher ist man eher "unter sich". Also unter denen, die alle mehr verdienen als ich. Besonders der Eingangsbereich hat es mir angetan, da es dort immer nach Gras riecht. Damit meine ich nicht das Gras, das im Garten wächst. Beim ersten Mal habe ich mich noch gefragt, wer hier einen durchgezogen hat... aber mit der Zeit musste ich feststellen, dass der Geruch immer da ist. Anscheinend kommt er aus dem "Children Enlightenment Center", das direkt nebenan liegt. Dort werden Kleinstkinder abgegeben, während die Mütter shoppen gehen. Das Ziel ist es wohl, das schlauste Kind im Kindergarten zu bekommen. Ich möchte hier nicht den Moralapostel spielen, aber ob Gras die richtige Lösung dafür ist, möchte ich bezweifeln... auch wenn es vielleicht die Leistungsfähigkeit kurzzeitig steigert. Aber jeder trainiert halt das, was er kann. Ich denke ich werde bald wieder etwas essen...
Ich persönlich muss zugeben, dass mich das nicht so überrascht. Ich habe halt mehr in den verschiedensten Restaurants der Stadt trainiert als im Fitness-Studio. Meine WG-Mitbewohner hatten mir ja schon damals einen Saumagen attestiert, aber ich kann mir vorstellen, dass er hier noch sehr viel schlimmere Nahrungsmittel verarbeiten musste. Der ist also topfit. Obwohl ich das auch meinem Trainer gesagt habe, war ihm das als Erklärung nicht genug. Nachdem ich ihm versichert habe, dass ich keine Übungen weggelassen habe und 2 bis 3 Mal die Woche im Studio war, hat er mich gefragt, ob ich trinke. Ich: "Joah..." Er: "2 beers?" Ich: "Rather 6 beers..." Er: "You are German, right?" Ich: "Yes." Er: "Then it's ok."
Was haben wir denn für einen Ruf weg? Ich meine die Tschechen und die Iren trinken deutlich mehr Bier! Aber immerhin hat er erkannt, dass es damit auf keinen Fall zusammenhängen kann. Also das Fett schon, aber der fehlende Muskelaufbau nicht.
Da es in China immer eine Lösung geben muss, damit keiner sein Gesicht verliert, ist in diesem Fall ein neuer Trainings-Plan die Lösung. Damit meint er leider keine neue Speisekarte sondern neue Übungen im Fitness-Studio. Aber es scheint ihn so bei der Ehre gepackt zu haben, dass er kein Geld für den neuen Plan haben will. Für den ersten musste ich noch zahlen.
In China sind die Trainer leider nicht im Preis inbegriffen, was in Deutschland ja der Standard ist. Ich hatte bei der Vertragsunterschrift auch extra drei Mal gefragt, ob in dem Preis alles drin ist... aber alles scheint in China einen Trainer nicht mit einzuschließen. Dass ich nicht für jedes Gerät einzel zahle, war mir aber auch so klar.... egal. Das Schlimme ist nur, dass hier in China ein Personal Trainer mehr pro Stunde verdient, als mir mein Unternehmen pro Stunde zahlt. Was sagt das über meinen Wert aus? Ich möchte keine Antworten...
Dafür ist mein Fitness-Studio auf jeden Fall modern, sauber und relativ leer. Es liegt in einem der teuersten Einkaufszentren und daher ist man eher "unter sich". Also unter denen, die alle mehr verdienen als ich. Besonders der Eingangsbereich hat es mir angetan, da es dort immer nach Gras riecht. Damit meine ich nicht das Gras, das im Garten wächst. Beim ersten Mal habe ich mich noch gefragt, wer hier einen durchgezogen hat... aber mit der Zeit musste ich feststellen, dass der Geruch immer da ist. Anscheinend kommt er aus dem "Children Enlightenment Center", das direkt nebenan liegt. Dort werden Kleinstkinder abgegeben, während die Mütter shoppen gehen. Das Ziel ist es wohl, das schlauste Kind im Kindergarten zu bekommen. Ich möchte hier nicht den Moralapostel spielen, aber ob Gras die richtige Lösung dafür ist, möchte ich bezweifeln... auch wenn es vielleicht die Leistungsfähigkeit kurzzeitig steigert. Aber jeder trainiert halt das, was er kann. Ich denke ich werde bald wieder etwas essen...
Samstag, 6. November 2010
Chinesischer Verker
Da ich heute bei Spiegel diesen Artikel gelesen habe, habe ich mir gedacht, dass ich auch meine Meinung dazu niederschreiben kann. Auch wenn die Kommentare auf SPON suggerieren, dass es gar nicht so schlimm ist, kann ich dem Autor nur beipflichten. Allerdings wird auch er Sachen etwas dramatisiert und verschiedene Geschichten verbunden haben, damit das Gesamtwerk lesbar ist. Aber der gebildete Leser versteht das, im Gegensatz zu den Kommentatoren bei SPON. Ich denke das Bild (welches ich von Ruthe.de geklaut habe. Sehr gute Seite, sollte jeder Mal besuchen!) beschreibt den chinesischen Verkehr am besten.
Die Regeln als Fußgänger und Fahrradfahrer sind eigentlich ganze einfach. Man geht/fährt selbstverständlich nicht bei rot über die Ampel. Da hat der Querverkehr ja grün und rast ohne nach links und rechts zu gucken über die Kreuzung. Außerdem sollte man die Straße nicht bei grün kreuzen. Da denkt der Abbiegerverkehr, dass er grün hat, und außerdem wolle alle Autos, die es bei grün nicht geschafft haben, auch noch über die Kreuzung. Die müssen natürlich besonders schnell fahren, um das noch aufzuholen. Bei allen anderen Ampelfarben, kann man die Straße eigentlich problemlos kreuzen. Es gibt allerdings kein "Gelb" bei chinesischen Ampeln.
Ich quäle mich trotzdem jeden Tag auf dem Fahrrad zur Arbeit und kann dabei alles erleben, was der Spiegel-Autor beschreibt. Autos, die auf dem Fahrradstreifen parken, Gegenverkehr von Motorrädern auf dem Fahrradstreifen und Hupen.... Hupen... und Hupen. Die Hupe ist eine universelle Sprache. Das läuft ungefähr so (die Übersetzung in Klammern).
Ein Auto will nach links abbiegen, muss dafür aber den Gegenverkehr kreuzen, der grün hat. Also sagt der Fahrer "huuup" (Achtung, ich werde jetzt abbiegen, komme was wolle). Der Gegenverkehr hört das und antwortet mit einem freundlichen "huuuup huuuuuuup" (Hey du Ar*** ich habe grün. Ich fahre voll durch, komme was wolle). Dem Abbieger kommen leichte Zweifel. Er zieht aber trotzdem schon Mal nach links, wobei er einen Fahrradfahrer schneidet, der nun in den Gegenverkehr ausweichen muss. Fahrradfahrer "klingel klingel" (bist du blind du Ar***?). Im Gegenverkehr jetzt vehementes Hupen von mehreren Autos "hup" (Ihr Deppen, ich fahr euch alle über den Haufen. Das ist immer noch meine Spur). Jetzt fühlt sich der Abbieger beleidigt und antwortet mit "Huuup" (Ich hab doch gehupt, was wollt ihr? Ihr fahr jetzt los). Dann quitschen noch ein paar Reifen, Fußgänger springen zur Seite, der Abbieger ist durch und der Gegenverkehr steht auf der Kreuzung. Jetzt hat aber der Querverkehr grün, da der Wechsel hier (wirklich!!!) ungefähr 3 Sekunden dauert. Querverkehr "huuuuup" (warum steht ihr noch hier?).... und so geht das den ganzen Morgen. Jeden Tag.
Selbst wenn Chinesen grün haben, fahren sie hupend über die Kreuzung, damit jeder hört, dass sie kommen. Das macht aber auch Sinn, weil die Fußgänger bei Rot gehen, da sie bei Grün nicht können. Währenddessen fahren die Abbieger hupend auf die Traube von Fußgänger, die gerade (zu recht) über die Straße will und auch die Geisterfahrer haben eine Hand ständig auf der Tröte. Ich muss jeden Tag an den alten Mantawitz denke... Fährt ein Mantafahrer gegen einen Baum und sagt "ich hab doch gehupt ej!". Ich glaube die Chinesen sind auch der Überzeugung, dass wenn sie hupen, alles erlaubt ist. Leider hat mein Fahrrad keine Klingel.
Ich würde sie allerdings auch nicht nutzen, da sie eh nichts bringt. Ich als Radler weiß ja auch nie, auf welches Hupen ich noch reagieren soll. Das vom Geisterfahrer, der voll von vorne auf mich zuhält? Das vom Bus, der jetzt zur Haltestelle will und deswegen die Fahrradspur von links schneidet? Oder besser das vom, Moped hinter mir, dass vorbei will? Man kann sich nur falsch entscheiden. Deswegen ignorieren die Chinesen ja auch grundsätzlich das Gehupe der anderen. Die stehen bei grün an der Ampel und fahre nicht los, weil das Gehupe ja für jeden sein könnte.
Ich habe daher den Versuch gestartet, den Chinesen ihre eigenen Verkehrsregeln beizubringen. Sie haben nämlich die gleichen wie wir. (Man darf allerdings bei Rot rechts abbiegen, wenn KEIN Fußgänger kreuzt.) Daher gehe ich bei Grün konsequent über die Ampel und haue gegen jedes Auto, das mich schneidet. Da Schöne ist dann deren entsetze Gesichtsausdrücke zu sehen. Vielleicht lernen sie es ja so. Mein Motto "Making China a better place, one person at a time!" Ich habe zum Glück nur noch geschätzte 1,2 Milliarden Chinesen, die ich erziehen muss.
Dieser Einsatz ist aber nicht ganz ungefährlich. Man kann sich eigentlich darauf verlassen, dass wenn man den Autofahrer nicht anschaut, er ausweichen wird, weil er doch Angst bekommt. Sobald man hinschaut, wissen sie ja, dass man sie gesehen hat und sie gehen davon aus, dass man mehr Angst hat. Chinesische Fußgänger sind nämlich eine besonders vorsichtige Gattung. Ich schaue also stur gerade aus... nur bei einer Berufsgruppe darf man diese Regel nicht anwenden. Busfahrer! Die nehmen ihre paar Tonnen Gewicht, die sie auf die Straße bringen, und fahren mit 30 km/h ungebremst um die Kurve. Komme was wolle. Die habe ich noch nie bremsen sehen. Sie sind es auch, die am konsequentesten die Kreuzungen zuparken. Was ihr auf dem Bild rechts nicht sehen könnt, ist der Fußgängerüberweg, der gerade grün hat. Die Busse haben nämlich die ganze Kurve zugeparkt und stehe teilweise so eng, dass man nicht mal dazwischen durchkommt. Da Die Kurve dann aber zugeparkt ist, kann auch der normale Verkehr nicht fließen. Aber kein Chinese sieht es ein, warum er bei Grün nicht fahren sollte, also stellen sich so viele wie nur geht in die Kreuzung. Dadurch kann beim Ampelwechsel der Querverkehr wieder nicht fahren... usw. Damit sind wir bei einem Grundproblem der chinesischen Gesellschaft. Es gibt keine größeren Egoisten auf der Welt, als die Chinesen. Sobald der Staat es nicht zentral regelt gilt: "Und wenn es mir nur einen Cent oder eine Sekunde Vorteil bringt und andere 10000000 Stunden oder Euro kostet.... ich mache es."
Ehe mir jetzt auch eine negative Einstellung zu China vorgeworfen wird. Ist nicht so. Man kann das auch einfach als ein tolles Abenteuer betrachten. Die Fahrt auf dem Fahrrad wird nie langweilig, man hat Adrenalin ohne Ende und kann sich als Deutscher richtig schön aufregen. Und das ist doch das, was wir am liebsten tun.
Apropos.... ich bin auch schon zum Raudi geworden. Ich wurde doch wirklich von einem Polizisten aufgefordert ,mein Fahrrad auf dem Fußgängerüberweg zu schieben, während links und rechts die Mopeds vorbeischossen. Aber auch hier gilt, der Polizist macht China zu einem besseren Platz... one foreigner at a time!
Die Regeln als Fußgänger und Fahrradfahrer sind eigentlich ganze einfach. Man geht/fährt selbstverständlich nicht bei rot über die Ampel. Da hat der Querverkehr ja grün und rast ohne nach links und rechts zu gucken über die Kreuzung. Außerdem sollte man die Straße nicht bei grün kreuzen. Da denkt der Abbiegerverkehr, dass er grün hat, und außerdem wolle alle Autos, die es bei grün nicht geschafft haben, auch noch über die Kreuzung. Die müssen natürlich besonders schnell fahren, um das noch aufzuholen. Bei allen anderen Ampelfarben, kann man die Straße eigentlich problemlos kreuzen. Es gibt allerdings kein "Gelb" bei chinesischen Ampeln.
Ich quäle mich trotzdem jeden Tag auf dem Fahrrad zur Arbeit und kann dabei alles erleben, was der Spiegel-Autor beschreibt. Autos, die auf dem Fahrradstreifen parken, Gegenverkehr von Motorrädern auf dem Fahrradstreifen und Hupen.... Hupen... und Hupen. Die Hupe ist eine universelle Sprache. Das läuft ungefähr so (die Übersetzung in Klammern).
Ein Auto will nach links abbiegen, muss dafür aber den Gegenverkehr kreuzen, der grün hat. Also sagt der Fahrer "huuup" (Achtung, ich werde jetzt abbiegen, komme was wolle). Der Gegenverkehr hört das und antwortet mit einem freundlichen "huuuup huuuuuuup" (Hey du Ar*** ich habe grün. Ich fahre voll durch, komme was wolle). Dem Abbieger kommen leichte Zweifel. Er zieht aber trotzdem schon Mal nach links, wobei er einen Fahrradfahrer schneidet, der nun in den Gegenverkehr ausweichen muss. Fahrradfahrer "klingel klingel" (bist du blind du Ar***?). Im Gegenverkehr jetzt vehementes Hupen von mehreren Autos "hup" (Ihr Deppen, ich fahr euch alle über den Haufen. Das ist immer noch meine Spur). Jetzt fühlt sich der Abbieger beleidigt und antwortet mit "Huuup" (Ich hab doch gehupt, was wollt ihr? Ihr fahr jetzt los). Dann quitschen noch ein paar Reifen, Fußgänger springen zur Seite, der Abbieger ist durch und der Gegenverkehr steht auf der Kreuzung. Jetzt hat aber der Querverkehr grün, da der Wechsel hier (wirklich!!!) ungefähr 3 Sekunden dauert. Querverkehr "huuuuup" (warum steht ihr noch hier?).... und so geht das den ganzen Morgen. Jeden Tag.
Selbst wenn Chinesen grün haben, fahren sie hupend über die Kreuzung, damit jeder hört, dass sie kommen. Das macht aber auch Sinn, weil die Fußgänger bei Rot gehen, da sie bei Grün nicht können. Währenddessen fahren die Abbieger hupend auf die Traube von Fußgänger, die gerade (zu recht) über die Straße will und auch die Geisterfahrer haben eine Hand ständig auf der Tröte. Ich muss jeden Tag an den alten Mantawitz denke... Fährt ein Mantafahrer gegen einen Baum und sagt "ich hab doch gehupt ej!". Ich glaube die Chinesen sind auch der Überzeugung, dass wenn sie hupen, alles erlaubt ist. Leider hat mein Fahrrad keine Klingel.
Ich würde sie allerdings auch nicht nutzen, da sie eh nichts bringt. Ich als Radler weiß ja auch nie, auf welches Hupen ich noch reagieren soll. Das vom Geisterfahrer, der voll von vorne auf mich zuhält? Das vom Bus, der jetzt zur Haltestelle will und deswegen die Fahrradspur von links schneidet? Oder besser das vom, Moped hinter mir, dass vorbei will? Man kann sich nur falsch entscheiden. Deswegen ignorieren die Chinesen ja auch grundsätzlich das Gehupe der anderen. Die stehen bei grün an der Ampel und fahre nicht los, weil das Gehupe ja für jeden sein könnte.
Ich habe daher den Versuch gestartet, den Chinesen ihre eigenen Verkehrsregeln beizubringen. Sie haben nämlich die gleichen wie wir. (Man darf allerdings bei Rot rechts abbiegen, wenn KEIN Fußgänger kreuzt.) Daher gehe ich bei Grün konsequent über die Ampel und haue gegen jedes Auto, das mich schneidet. Da Schöne ist dann deren entsetze Gesichtsausdrücke zu sehen. Vielleicht lernen sie es ja so. Mein Motto "Making China a better place, one person at a time!" Ich habe zum Glück nur noch geschätzte 1,2 Milliarden Chinesen, die ich erziehen muss.
Dieser Einsatz ist aber nicht ganz ungefährlich. Man kann sich eigentlich darauf verlassen, dass wenn man den Autofahrer nicht anschaut, er ausweichen wird, weil er doch Angst bekommt. Sobald man hinschaut, wissen sie ja, dass man sie gesehen hat und sie gehen davon aus, dass man mehr Angst hat. Chinesische Fußgänger sind nämlich eine besonders vorsichtige Gattung. Ich schaue also stur gerade aus... nur bei einer Berufsgruppe darf man diese Regel nicht anwenden. Busfahrer! Die nehmen ihre paar Tonnen Gewicht, die sie auf die Straße bringen, und fahren mit 30 km/h ungebremst um die Kurve. Komme was wolle. Die habe ich noch nie bremsen sehen. Sie sind es auch, die am konsequentesten die Kreuzungen zuparken. Was ihr auf dem Bild rechts nicht sehen könnt, ist der Fußgängerüberweg, der gerade grün hat. Die Busse haben nämlich die ganze Kurve zugeparkt und stehe teilweise so eng, dass man nicht mal dazwischen durchkommt. Da Die Kurve dann aber zugeparkt ist, kann auch der normale Verkehr nicht fließen. Aber kein Chinese sieht es ein, warum er bei Grün nicht fahren sollte, also stellen sich so viele wie nur geht in die Kreuzung. Dadurch kann beim Ampelwechsel der Querverkehr wieder nicht fahren... usw. Damit sind wir bei einem Grundproblem der chinesischen Gesellschaft. Es gibt keine größeren Egoisten auf der Welt, als die Chinesen. Sobald der Staat es nicht zentral regelt gilt: "Und wenn es mir nur einen Cent oder eine Sekunde Vorteil bringt und andere 10000000 Stunden oder Euro kostet.... ich mache es."
Ehe mir jetzt auch eine negative Einstellung zu China vorgeworfen wird. Ist nicht so. Man kann das auch einfach als ein tolles Abenteuer betrachten. Die Fahrt auf dem Fahrrad wird nie langweilig, man hat Adrenalin ohne Ende und kann sich als Deutscher richtig schön aufregen. Und das ist doch das, was wir am liebsten tun.
Apropos.... ich bin auch schon zum Raudi geworden. Ich wurde doch wirklich von einem Polizisten aufgefordert ,mein Fahrrad auf dem Fußgängerüberweg zu schieben, während links und rechts die Mopeds vorbeischossen. Aber auch hier gilt, der Polizist macht China zu einem besseren Platz... one foreigner at a time!
Dienstag, 2. November 2010
Das Wetter
Es wird Zeit über das Wetter zu reden. Das Thema ist relativ langweilig, weswegen auch ich mich frage, warum ich darüber schreibe. Aber es soll ja alles abgedeckt sein und das Wetter ist nun Mal Thema eines jeden gepflegten Small-Talks.
Als ich ankam, war erst Mal türkisches Dampfbad. Ich wäre am liebsten nackt zur Arbeit (nein, das ist sonst keine meiner Fantasien), da auf dem Weg zur Arbeit schon alles durchgeschwitzt war. Meine Wäsche habe ich extra in einem separatem Raum beim offenem Fenster gelagert und die Klimaanlage lief eigentlich durch.
Der wichtigste Einkauf in der Zeit? Mein erster Regenschirm. Weil wenn es mal runter kam, dann richtig. Aber selbst der hilft nicht wirklich, da Regen hier fast immer mit Wind einhergeht und der Wind alle 2 Minuten die Richtung wechselt. Der Querregen sorgt also dafür, dass man von allen Seiten gleichmäßig nass wird. Hängt das auch damit zusammen, dass ich einen billigen Knirps genommen habe? Nein... der war nur so billig, weil er keinen Sonnenschutz hat. Denn während der Europäer sich über die Sonne freut, ist sie der Chinesinnen größter Feind. Hier ist das Schönheitsideal ja kreidebleich. Quasi ein Paradis für ITler.... aber dazu später mehr. Ein ordentlicher Regenschirm hier hat also einen extra großen Sonnenschutzfaktor. Ob er wasserdicht ist, spielt wahrscheinlich weniger eine Rolle.
Jetzt ist schon Oktober und das Wetter sollte jetzt eigentlich am besten sein. Leider sind schon zwei Hurrikane vorbeigezogen, die Regen und vor allem Wind mitbringen. Und davon nicht zu kapp. Es bläst also die kalte Meeresluft durch Shanghai. Man würde ja vermuten, dass die ganzen Hochhäuser den Wind abhalten. Aber die chinesische Bauweise ist ehr so, dass der Wind einfach mitten durch die Häuser durchgeht. Es fühlt sich genau gleich an, ob ich in meinem Zimmer oder auf der Straße bin. Ich dachte ja, dass es besser wird, wenn ich das Lüftungsfenster schließe, aber es änderte rein gar nichts. Zum Glück ist jetzt auch die Klimaanlage (die auch zum Heizen dient) kaputt, damit ich das "beste" Wetter noch ein wenig genießen kann, ehe es richtig kalt wird. Ich hatte ja Mal erwähnt, dass ich mich freuen kann, dass meine Vorgänger ihre Heizgebläse hier gelassen habe. Von wegen... die waren nur zu faul ihren Müll runter zu bringen! Die sind kaputt. Wenigstens mein Laptop strahlt ein wenig Hitze ab...
Als ich ankam, war erst Mal türkisches Dampfbad. Ich wäre am liebsten nackt zur Arbeit (nein, das ist sonst keine meiner Fantasien), da auf dem Weg zur Arbeit schon alles durchgeschwitzt war. Meine Wäsche habe ich extra in einem separatem Raum beim offenem Fenster gelagert und die Klimaanlage lief eigentlich durch.
Der wichtigste Einkauf in der Zeit? Mein erster Regenschirm. Weil wenn es mal runter kam, dann richtig. Aber selbst der hilft nicht wirklich, da Regen hier fast immer mit Wind einhergeht und der Wind alle 2 Minuten die Richtung wechselt. Der Querregen sorgt also dafür, dass man von allen Seiten gleichmäßig nass wird. Hängt das auch damit zusammen, dass ich einen billigen Knirps genommen habe? Nein... der war nur so billig, weil er keinen Sonnenschutz hat. Denn während der Europäer sich über die Sonne freut, ist sie der Chinesinnen größter Feind. Hier ist das Schönheitsideal ja kreidebleich. Quasi ein Paradis für ITler.... aber dazu später mehr. Ein ordentlicher Regenschirm hier hat also einen extra großen Sonnenschutzfaktor. Ob er wasserdicht ist, spielt wahrscheinlich weniger eine Rolle.
Jetzt ist schon Oktober und das Wetter sollte jetzt eigentlich am besten sein. Leider sind schon zwei Hurrikane vorbeigezogen, die Regen und vor allem Wind mitbringen. Und davon nicht zu kapp. Es bläst also die kalte Meeresluft durch Shanghai. Man würde ja vermuten, dass die ganzen Hochhäuser den Wind abhalten. Aber die chinesische Bauweise ist ehr so, dass der Wind einfach mitten durch die Häuser durchgeht. Es fühlt sich genau gleich an, ob ich in meinem Zimmer oder auf der Straße bin. Ich dachte ja, dass es besser wird, wenn ich das Lüftungsfenster schließe, aber es änderte rein gar nichts. Zum Glück ist jetzt auch die Klimaanlage (die auch zum Heizen dient) kaputt, damit ich das "beste" Wetter noch ein wenig genießen kann, ehe es richtig kalt wird. Ich hatte ja Mal erwähnt, dass ich mich freuen kann, dass meine Vorgänger ihre Heizgebläse hier gelassen habe. Von wegen... die waren nur zu faul ihren Müll runter zu bringen! Die sind kaputt. Wenigstens mein Laptop strahlt ein wenig Hitze ab...
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