Samstag, 6. November 2010

Chinesischer Verker

Da ich heute bei Spiegel diesen Artikel gelesen habe, habe ich mir gedacht, dass ich auch meine Meinung dazu niederschreiben kann. Auch wenn die Kommentare auf SPON suggerieren, dass es gar nicht so schlimm ist, kann ich dem Autor nur beipflichten. Allerdings wird auch er Sachen etwas dramatisiert und verschiedene Geschichten verbunden haben, damit das Gesamtwerk lesbar ist. Aber der gebildete Leser versteht das, im Gegensatz zu den Kommentatoren bei SPON. Ich denke das Bild (welches ich von Ruthe.de geklaut habe. Sehr gute Seite, sollte jeder Mal besuchen!) beschreibt den chinesischen Verkehr am besten.
Die Regeln als Fußgänger und Fahrradfahrer sind eigentlich ganze einfach. Man geht/fährt selbstverständlich nicht bei rot über die Ampel. Da hat der Querverkehr ja grün und rast ohne nach links und rechts zu gucken über die Kreuzung. Außerdem sollte man die Straße nicht bei grün kreuzen. Da denkt der Abbiegerverkehr, dass er grün hat, und außerdem wolle alle Autos, die es bei grün nicht geschafft haben, auch noch über die Kreuzung. Die müssen natürlich besonders schnell fahren, um das noch aufzuholen. Bei allen anderen Ampelfarben, kann man die Straße eigentlich problemlos kreuzen. Es gibt allerdings kein "Gelb" bei chinesischen Ampeln. 
Ich quäle mich trotzdem jeden Tag auf dem Fahrrad zur Arbeit und kann dabei alles erleben, was der Spiegel-Autor beschreibt. Autos, die auf dem Fahrradstreifen parken, Gegenverkehr von Motorrädern auf dem Fahrradstreifen und Hupen.... Hupen... und Hupen. Die Hupe ist eine universelle Sprache. Das läuft ungefähr so (die Übersetzung in Klammern).
Ein Auto will nach links abbiegen, muss dafür aber den Gegenverkehr kreuzen, der grün hat. Also sagt der Fahrer "huuup" (Achtung, ich werde jetzt abbiegen, komme was wolle). Der Gegenverkehr hört das und antwortet mit einem freundlichen "huuuup huuuuuuup" (Hey du Ar*** ich habe grün. Ich fahre voll durch, komme was wolle). Dem Abbieger kommen leichte Zweifel. Er zieht aber trotzdem schon Mal nach links, wobei er einen Fahrradfahrer schneidet, der nun in den Gegenverkehr ausweichen muss. Fahrradfahrer "klingel klingel" (bist du blind du Ar***?). Im Gegenverkehr jetzt vehementes Hupen von mehreren Autos "hup" (Ihr Deppen, ich fahr euch alle über den Haufen. Das ist immer noch meine Spur). Jetzt fühlt sich der Abbieger beleidigt und antwortet mit "Huuup" (Ich hab doch gehupt, was wollt ihr? Ihr fahr jetzt los). Dann quitschen noch ein paar Reifen, Fußgänger springen zur Seite, der Abbieger ist durch und der Gegenverkehr steht auf der Kreuzung. Jetzt hat aber der Querverkehr grün, da der Wechsel hier (wirklich!!!) ungefähr 3 Sekunden dauert. Querverkehr "huuuuup" (warum steht ihr noch hier?).... und so geht das den ganzen Morgen. Jeden Tag.
Selbst wenn Chinesen grün haben, fahren sie hupend über die Kreuzung, damit jeder hört, dass sie kommen. Das macht aber auch Sinn, weil die Fußgänger bei Rot gehen, da sie bei Grün nicht können. Währenddessen fahren die Abbieger hupend auf die Traube von Fußgänger, die gerade (zu recht) über die Straße will und auch die Geisterfahrer haben eine Hand ständig auf der Tröte. Ich muss jeden Tag an den alten Mantawitz denke... Fährt ein Mantafahrer gegen einen Baum und sagt "ich hab doch gehupt ej!". Ich glaube die Chinesen sind auch der Überzeugung, dass wenn sie hupen, alles erlaubt ist. Leider hat mein Fahrrad keine Klingel.
Ich würde sie allerdings auch nicht nutzen, da sie eh nichts bringt. Ich als Radler weiß ja auch nie, auf welches Hupen ich noch reagieren soll. Das vom Geisterfahrer, der voll von vorne auf mich zuhält? Das vom Bus, der jetzt zur Haltestelle will und deswegen die Fahrradspur von links schneidet? Oder besser das vom, Moped hinter mir, dass vorbei will? Man kann sich nur falsch entscheiden. Deswegen ignorieren die Chinesen ja auch grundsätzlich das Gehupe der anderen. Die stehen bei grün an der Ampel und fahre nicht los, weil das Gehupe ja für jeden sein könnte. 
Ich habe daher den Versuch gestartet, den Chinesen ihre eigenen Verkehrsregeln beizubringen. Sie haben nämlich die gleichen wie wir. (Man darf allerdings bei Rot rechts abbiegen, wenn KEIN Fußgänger kreuzt.) Daher gehe ich bei Grün konsequent über die Ampel und haue gegen jedes Auto, das mich schneidet. Da Schöne ist dann deren entsetze Gesichtsausdrücke zu sehen. Vielleicht lernen sie es ja so. Mein Motto "Making China a better place, one person at a time!" Ich habe zum Glück nur noch geschätzte 1,2 Milliarden Chinesen, die ich erziehen muss. 
Dieser Einsatz ist aber nicht ganz ungefährlich. Man kann sich eigentlich darauf verlassen, dass wenn man den Autofahrer nicht anschaut, er ausweichen wird, weil er doch Angst bekommt. Sobald man hinschaut, wissen sie ja, dass man sie gesehen hat und sie gehen davon aus, dass man mehr Angst hat. Chinesische Fußgänger sind nämlich eine besonders vorsichtige Gattung. Ich schaue also stur gerade aus... nur bei einer Berufsgruppe darf man diese Regel nicht anwenden. Busfahrer! Die nehmen ihre paar Tonnen Gewicht, die sie auf die Straße bringen, und fahren mit 30 km/h ungebremst um die Kurve. Komme was wolle. Die habe ich noch nie bremsen sehen. Sie sind es auch, die am konsequentesten die Kreuzungen zuparken. Was ihr auf dem Bild rechts nicht sehen könnt, ist der Fußgängerüberweg, der gerade grün hat. Die Busse haben nämlich die ganze Kurve zugeparkt und stehe teilweise so eng, dass man nicht mal dazwischen durchkommt. Da Die Kurve dann aber zugeparkt ist, kann auch der normale Verkehr nicht fließen. Aber kein Chinese sieht es ein, warum er bei Grün nicht fahren sollte, also stellen sich so viele wie nur geht in die Kreuzung. Dadurch kann beim Ampelwechsel der Querverkehr wieder nicht fahren... usw. Damit sind wir bei einem Grundproblem der chinesischen Gesellschaft. Es gibt keine größeren Egoisten auf der Welt, als die Chinesen. Sobald der Staat es nicht zentral regelt gilt: "Und wenn es mir nur einen Cent oder eine Sekunde Vorteil bringt und andere 10000000 Stunden oder Euro kostet.... ich mache es."
Ehe mir jetzt auch eine negative Einstellung zu China vorgeworfen wird. Ist nicht so. Man kann das auch einfach als ein tolles Abenteuer betrachten. Die Fahrt auf dem Fahrrad wird nie langweilig, man hat Adrenalin ohne Ende und kann sich als Deutscher richtig schön aufregen. Und das ist doch das, was wir am liebsten tun. 
Apropos.... ich bin auch schon zum Raudi geworden. Ich wurde doch wirklich von einem Polizisten aufgefordert ,mein Fahrrad auf dem Fußgängerüberweg zu schieben, während links und rechts die Mopeds vorbeischossen. Aber auch hier gilt, der Polizist macht China zu einem besseren Platz... one foreigner at a time!

3 Kommentare:

  1. "Leider hat mein Fahrrad keine Klingel."

    Eine Hupe fürs Rad muss her! :)

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  2. Eine Hupe? Eine Fanfare! Der KuK Infanterieregimentsmarsch darfs für unseren Halb-Österreicher schon sein!

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  3. ich glaube du hast deine bestimmung gefunden - verkehrsplaner in china :)

    ähnlicher bericht
    http://www.zeit.de/auto/2010-11/verkehr-peking-chaos?page=1


    Auch Taxifahrer Gao findet, dass Peking in punkto Verkehrsorganisation einiges aus dem
    Ausland lernen könnte. Ausländer fahren in Peking oft Fahrrad, hat er beobachtet. Sogar mit Helm und Licht, wenn auch oft genauso chaotisch wie die chinesischen Mitradler. Peking sei flach und habe breite Radspuren, eigentlich ein Paradies für Fahrradfans. "Aber das erfordert eine geschickte Verpackung", meint Gao und lacht, "denn wie kann das, was bei uns als rückständig gilt, nun bei manchen im Westen schon wieder fortschrittlich sein?"

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