Mittwoch, 16. Februar 2011

Ein Königreich für ein warmes Bier

Harbin! Harbin? Ja, Harbin war das Ziel meiner letzten Wochenendreise. 
Wie war es? Kalt! Wie kalt? Nachts auch gerne Mal -30°C.
Warum fliegt man dann da hin? Gute Frage!


Harbin ist eine ehemaliger russischer Außenposten an der sibirischen Eisenbahn und gehört jetzt zu China. Der Ausdruck "sibirisch" lässt erahnen, wo es liegt. In Europe sind solche Gegenden für die hohen Selbstmordraten bekannt. In China leben dort 3,2 Millionen Menschen. Der chinesische Fortpflanzungstrieb scheint also stärker zu sein, als das Verlangen dem ewigen Eis und Smog zu entkommen. Der Smog entsteht, da 3,2 Millionen Menschen mit Kohle heizen und zwar nicht zu knapp. Es ist dort also fast wie in einem Lufterholungsgebiet... für Kettenraucher. 


Es gibt aber auch Gründe, dort hinzufahren. In Harbin gibt es jedes Jahr das Ice&Snow-Festival, bei dem es viel Eis und Schnee zu sehen gibt. Klingt naheliegend, ist es auch. Damit es sich lohnt, das anzuschauen, werden Eis und Schnee natürlich in Form gebracht und dann entsteht eines der größten Festivals zu diesem Thema weltweit. Und es ist wirklich schön!
Dort sieht man z.B. Schneeskulpturen in der unten gezeigten Größe.

Aber auch sehr beeindruckende Gebilde, die etwas kleiner sind (und zu dämlich Standard-Touri-Bildern verführen).

 

Ich spare mir jetzt alle schlechten (und auch die guten) Wortwitze dazu, dass das schon ziemlich cool war und wir schon ziemliche coole Typen waren.
Aber es geht auf jeden Fall noch ein Nummer kälter und eine Nummer größer als die Schneeskulpturen. Die Eiskulpturen sind nämlich (wie das Foto zeigt) fast in Originalgröße der nachgebauten Gebäude. Das ist wirklich beeindruckend. Und da Eis tagsüber durchsichtig ist, muss man sich das natürlich nachts anschauen, wenn alles bunt beleuchtet wird. Leider ist es dann auch am kältesten.
Wie kalt? Es war so kalt, dass sich ein Engländer und drei Deutsche darüber gefreut haben, dass ein warmes Bier (will heißen Raumtemperatur) serviert wurde und kein kaltes, als sie sich zur Erholung in einen beheizten Verkaufsstand gesetzt haben. Meine Füßen waren zu diesem Zeitpunkt so kalt, dass man sie ohne Probleme neben den Eisskulpturen hätte ausstellen können. 
Dabei hatte ich sie bei den Eisrutschen extra zum Wärmen in die Luft gehalten. Dabei wurde nur der Hintern so kalt... 
Laut Eric und Michael waren das Highlight aber nicht die gefrorenen Gebilde, die man draußen sehen konnte, sondern all die gefrorenen menschlichen Ausscheidungen, die sie in den öffentlichen Toiletten gefunden haben. Ich verzichte an dieser Stelle auf Details!
Für Tierfreunde geht es aber gleich unappetitlich weiter, da wir am zweiten Tag im Tigerpark waren. Soweit ist dabei nichts verwerflich. Man kann dort allerdings die Tiger füttern. Könnte jetzt auch noch tierlieb sein. Aber Tiger stehen scheinbar auf Lebendfutter... für 5,5 Euro gab es ein Huhn, für 11 einen Fasan, für 66 ein Schaaf und für 220 eine Kuh. Wie wirft man eine Kuh in einen Tigerkäfig? Wir waren ja zu viert und daher haben wir.... nein. Man fährt mit dem Bus in ein großes Gehege und dann kommt ein Wagen, der die Tiere rauswirft. Wir haben uns auf Federvieh beschränkt. 
Beim Huhn sieht das dann so aus: Huhn wird rausgeworfen. Es schaut nach links, es schaut nach rechts, schluckt ein Mal und ZACK... schon wird es von drei Pranken erschlagen. Das ist aber fast noch die humanere Art der Fütterung. Man kann später auch Hühner kaufen, die lebend zu einem Paket geschnürt werden, damit man sie an einem Seil in den Käfig herablassen kann. Oder wie unser Financial Controller auch mehrmals wieder rausziehen kann, um mit dem Tiger zu "spielen". Dem Tiger macht das sogar vielleicht wirklich Spaß...

Woran sich aber alle Mitreisenden am ehesten erinnern, ist ein Bild, dass sich in unseren Hirnen eingebrannt hat. Stellt auch eine wirklich belebte Fußgängerzone vor. Habt ihr? Ok, dann stellt euch einen Mülleimer am Rand vor. Lasst euch Zeit, ihr müsst das innere Bild entwickeln. Dann stellt euch noch einen Pizzakarton davor vor. Auch noch einfach. Könnt ihr euch jetzt noch vorstellen, dass darüber ein etwa 4-jähriges Mädchen hockt, das von der Mutter gehalten wird und den Karton richtig voll macht? Könnt ihr? Gut, dann muss kein Bild hochladen.

3 Kommentare:

  1. ROFL - ich schmeiß mich weg. Geile Bilder und noch bessere Story! Du musst einfach irgendwann ein Buch schreiben!! Ich packs nicht - vor allem das Ende, ganz ganz große Klasse :D Hab mich riesisg gefreut wieder was von dir zu lesen. Auf der Arbeit ist super viel zu tun und wir dürfen leider kein Skype mehr aufm Rechner haben bzw. können nichts mehr installieren...

    Viele Grüße aus Scheeerstaa

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  2. Die letzte Episode habe ich letztes Jahr fast genauso in Harbin erlebt - nur mit dem Unterschied, dass das Ganze im (ansonsten westlich anmutenden) Kaufhaus stattfand. Der Pizza-Karton war so ein typischer Kaufhaus-Mülleimer, der genau zwischen zwei Rolltreppen stand - mit entsprechendem Publikumsverkehr. ;-)

    Gruß,
    Christoph

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  3. in meiner vorstellung dampfte es aus dem pizza-karton dank heißer frischer pizza in kalter fußgängerzone... woher der dampf kam, hat sich erst anschließend herausgestellt :D Ahoi, Felipe

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