Dienstag, 7. Dezember 2010

Buddimus vs. Daoismus

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich in Hong Kong im größten lokalen Tempel war. Wer auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung ist, ist dort wohl aber eher falsch. Was Religion angeht sind die Chinesen sehr pragmatisch. In dem Tempel kann man sowohl daoistische Gottheiten oder auch buddistische verehren. Stellt auch Mal vor, wir würden eine Kosche (Mischung aus Kirche und Moschee) bauen. Das wäre eine sehr "explosive" Mischung, die hier aber niemanden stört.
Ich weiß auch gar nicht, ob man dort wirklich beten kann. Der ganze Tempel ist wie eine Touristenattraktion aufgebaut. Überall stehen Absperrgitter und Leute, die einem sagen, wo man lang muss. Es gibt sogar Regeln, dass man pro Gottheit doch bitte nur 3 Räucherstäbchen anzünden soll, da es sonst zu voll wird. Man hat auch maximal die Gelegenheit die Dinger schnell in das Gefäß zu stecken, da man dann schon von den Menschenmassen weitergedrückt wird. Na gut... für ein Foto war für alle auch noch Zeit. Aber wenn sich jemand am Rand niederknien wollte, um "zu beten" (ich weiß ja ernsthaft nicht, was sie machen, wenn sie mit den Räucherstäbchen wedeln), kam gleich die Security und hat sie verscheucht. Ich stelle mir gerade vor, wie jemand durch unsere Kirche läuft und alle alten Damen verscheucht, die zum Beten kommen. Für uns unvorstellbar, hier ganz normal.
Wofür allerdings Zeit und Platz ist sind Orakel. Natürlich kostenpflichtige, sonst würden die wohl auch verscheucht werden. Man konnte dort z.B. eine Dose schütteln, die mit Stäbchen gefüllt war. Aus dem Stäbchen, das zuerst rausfällt, konnten die Weisen dann die Zukunft lesen. Also Stächen in Dose schütteln ja, Räucherstäbchen wedeln nein. Oder auch: Zahlen ja, umsonst spirituelle Erleuchtung nein. Die Regeln sind doch eigentlich ganz einfach.
Ich frage mich auch, ob der Rauch von Räucherstäbchen eigentlich gesund ist? Ich glaube die produzieren dort in einem Tempel am Tag mehr Rauch als ein deutsches Kohlekraftwerk. Als ich mit dem Menschenstrom an den Tempeln vorbeitrieb, habe ich sicher auch mehr Rauch eingeatmet (mein Gesicht ist ja genau auf der Höhe, auf der die die Stäbchen über den Kopf halten) als wenn ich in der Zeit Kette geraucht hätte.
Zur Erholung bin ich dann in die angeschlossenen Gärten gegangen, in denen ich relativ allein war. Dort zwischen den Schildkröten und den Kois war es wirklich schön. So hatte ich mir spirituelle Erlebnisse in China schon eher vorgestellt, aber die Bewohner Hong Kongs sehen das anscheinend anders. Die glauben vor allem an Geld.

2 Kommentare:

  1. Hehe...das religiöse Zwitter eine Glaubensstätte gefällt mir: Kosche :D Oder auch: Mirchee! ^^ Cool, dass es wieder was von Dir zu lesen gab. Alles Gute für Dich, Phil

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  2. Ich denke als Arztsohn besorgt an die Langzeitschäden an deiner Lunge :) Aber du bist ja hart im Nehmen, also solltest du die Security mal ordentlich schütteln und dann in Ruhe mit den Stäbchen wedeln!
    Hauste rein!

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