Montag, 20. Dezember 2010

Einführung ins Chinesische

Ich gehöre wahrscheinlich zu den wenigen Menschen, die nicht dabei verzweifeln, Chinesisch zu lernen. Ich habe einfach von Anfang an aufgegeben. Ihr wisst ja: "Versuchen ist der erste Schritt zum Versagen". Oder auch: "Wer nicht wagt, der nicht verliert".
Wenn man sich aber ein wenig mit der Sprache beschäftigt, dann wird einem einiges klar. Ich möchte darauf hinweisen, dass alle Erzählungen auf dem basieren, was mir gesagt wurde. Ich selbst kann wirklich kein Wort Chinesisch.
Beginnen wir mit den Vorteilen: Dank der schönen Schriftzeichen gibt es eine Kultur der Kalligraphie. Außerdem kann man Sätze auf relativ wenig Platz unterbringen. Fertig.
Ein paar Nachteile? Da nicht einfach neue Schriftzeichen erfunden werden können, ist China auf einen uralten Wortschatz festgelegt. Mit dem muss alles Neue umschrieben werden. Ein Computer ist z.B, ein elektronisches Gehirn. Jetzt frage ich mich was die Chinesen machen, wenn wir wirklich bald elektronische Gehirne erfinden! Das ist ein echtes Problem. Außerdem braucht jedes Wort ein Schriftzeichen, weswegen kaum einer alle Schriftzeichen kennen kann. Weil es aber nur weniger als 450 Silben gibt, werden verschiedene Schriftzeichen gleich ausgesprochen, weswegen Chinesen manchmal das Wort, dass sie sprechen, in die Luft zeichnen, damit der andere überhaupt weiß, was gemeint ist. Das mit dem Verstehen ist aber eh schwer, weil diese Sprache keine Konjugationen, Flexation, Präpositionen, Präfixe... einfach nichts kennt.
"Ich gehen Haus" ist ein vollständiger Satz. Ob ich jetzt aus dem Haus, in das Haus, auf das Haus oder unter das Haus gehe ist eine reine Interpretationssachen. Daher sind Chinesen es auch gewohnt, in Aussagen etwas reinzuinterpretieren. Wenn wir also auf Englisch relativ deutlich sagen, dass wir auf das Haus wollen, interpretieren sie eventuell etwas anderes. So kommt der Chinese dann freiwillig ins Haus, aber das heißt noch lange nicht, dass er auch auf das Haus kommt. Ich ging ins Haus heißt dann "Ich gehe Haus gestern". Eigentlich ganz klar.
Es ist also ein wenig so, als ob man einfach mit 1 oder 2 Jahren aufgehört hat, sprechen zu lernen. Aber vielleicht zeichnet ja auch genau das eine alte Sprache aus?
Selbst den Chinesen war klar, dass 450 Silben nun ein bisschen wenig sind (vor allem da viele nicht genutzt werden) und haben daher für jede Silbe vier Betonungen. So kann "ma" je nach Aussprache "Pferd" oder "Mutter" heißen. Wenn man also "Ich gestern reiten mein Pferd" sagen will und nicht aufpasst, steht man schnell schlecht da. Vor allem, wenn man von dem "Pferd" eines anderen redet.

3 Kommentare:

  1. Lost in translation! Heißt es nicht Flexionen? Aber das Pferd-Beispiel ist ein Knaller :) Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit zu zweit in Tscheina!

    Viele Grüße aus WI

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  2. Grandiose Darstellung.
    Allerdings frage ich mich, woher bzw. wieso der "uralte Wortschatz" bereits so ein Adjektiv wie "elektronisch" bereitstellt?
    Ich bitte um Aufklärung

    Grüße
    Dummbo

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  3. Ich glaube man steht auch schlecht da, wenn man vom Reiten des eigenen "Pferdes" spricht ^^

    Herrlicher Post, danke! :)
    Phil

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