Sonntag, 31. Oktober 2010

Schwule Engel zu Halloween

Halloween in Shanghai. Ich war dabei! Und noch jede Menge andere kostümliebende Gestalten. Um hier gleich Missverständnisse zu vermeiden: Ich bin kein Freund von Motto-Parties und auch nicht besonders gut darin, mich zu verkleiden. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass das Wort in der Überschrift nicht in einem wertendem Kontext gebraucht wird, ehe sich jemand angegriffen fühlt.

Nun aber zu der Party, bei der ich gestern war. Es fing damit an, dass mich ein chinesischer Arbeitskollege aus dem Marketing gefragt hat, ob ich am Wochenende etwas vor habe. Ich verneinte dies. Also hat er mich eingeladen, etwas mit ihm und seinen Freunden (teilweise auch Marketing) zu machen. Da war ich natürlich gleich dabei, vor allem nachdem ich mitbekommen habe, was die so machen. Er kümmert sich darum, Fernsteuer-Bagger und blaue Cocktails für eine Messe zu organisieren. Wie cool ist das denn? Ich glaube, ich bin in der falschen Abteilung. Es ist wirklich unglaublich, was alles als "Arbeit" anerkannt wird! (Hier spricht der pure Neid!) Ich konnte immerhin mit Blue Curacao als Tipp aushelfen, aber in der Bar haben wir noch keinen gefunden.
Zurück zur Geschichte. Er hat mich also als sein +1 mit in die Lounge 18 genommen. Wir konnten beide noch herzhaft über diese Formulierung lachen, bis wir im Aufzug gefragt wurde, was wir denn für ein Pärchen wären. Dämon und Engel? Also prinzipiell war das schon richtig... aber halt nicht als Pärchen. Dieser Eindruck hat sich vielleicht auch daraus ergeben, dass mir mein Kollege die rechts abgebildeten Flügel für mein Engelskostüm mitgebracht hat. Ich möchte alle chinesischen Leser, die das noch nicht wissen, darauf hinweisen, dass Glitter nicht als besonders männlich gilt. Aber egal... ich sage ja immer, dass wenn keine Zweifel bestehen, man(n) tragen kann, was man(n) will. Nach Auswertung der Kostüme die an dem Abend getragen wurden, lässt sich aber feststellen, dass "Engel" anscheinend generell ein sehr weibliches Kostüm ist.
Es war aber das einzige Kostüm, welches mir auf die schnelle eingefallen ist. Das Thema war halt Heaven or Hell und ich bin schon letzte Woche wegen der "pervert Party" komplett in Schwarz herumgelaufen. Bei dieser Party sind wir aber nicht durch die Tür gekommen, weil einer ein weißes T-shirt anhatte. Kostüm werden hier also ernst genommen und deswegen brauchte ich irgendetwas. Im Nachhinein hat sich nun herausgestellt, dass es jedes Kostüm getan hätte. Ich habe Römer gesehen, Flash Gordon, Rugby-Spieler, (viele!) Krankenschwestern, Polizisten (und verdammt, der von der Highway-Patrol in sandfarbener Uniform und kurzen Hosen hatte eindeutig das fraglichere Kostüm in Hinsicht auf die sexuelle Orientierung an!) und und und... Chinesen und Expats scheinen es zu lieben, sich zu verkleiden.
Die Party selbst war in Ordnung. Ihr seht ja auf dem Bild, dass die Lounge 18 eins eher stylischer Club ist und die Musik begann bei HipHop um in House zu enden. Also genau mein Ding. Dazu ein paar Bier und für mich war alles in Ordnung. Ich wusste allerdings nicht, dass mein Kollege der größte Player Shanghais ist. Neben den schottischen Paarungstänzen (ein Naturschauspiel der besonderen Güte) und dem unglaublich geilen Ausblick auf Pudong war das eine weitere Sache, die den Abend unterhaltsam gemacht hat.
Ich bin dann aber doch relativ früh gegangen, da sich die Party auch früh aufgelöst hat. Die meisten ziehen ja in den nächsten Club, ich bin aber ins Bett gezogen.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Eilmeldung

Sehr geehrte Damen und Herren,


aus aktuellem Anlass müssen wir das reguläre Programm für eine Eilmeldung unterbrechen. Es ist soeben eine traurige, erschreckende und auch zutiefst verstörende Nachricht eingetroffen. Black Beauty: Freundin, Stütze, Modeikone, Symbol der Freiheit und Vorbild einer ganzen Generation von Fahrrädern ist heute von uns gegangen. Sie war ihr Leben lang eine treue Gefährtin, die unter keiner Last, die ihr das Leben aufgebürdet hat, je geächzt hat. Sie überstand zuletzt schwere Operationen an ihren Pedalen und Reifen und ist infolge dessen ge... klaut worden!
Die Schweine! Wenn ich den erwische, der das war. Ich habe auch eine Täterbeschreibung. Klein, leicht getönte Haut, schwarze Haare und kurze Nase. Es könnte also jeder gewesen sein. 
Ok, als Deutscher sage ich "war ja klar, dass es geklaut wird. Wie kann man auch so doof sein und nur das Hinterrad abschließen?". Aber als Einwohner Shanghais sage ich. "Das macht doch jeder so!" Die Fahrräder werde hier eigentlich nie an etwas angeschlossen, sonder immer nur ein Reifen blockiert. Man kann die Dinger also gemütlich wegtragen. Aber da es extra Fahrradplätze und "Anschlussmöglichkeit" gibt und die Chinesen die Fahrräder auch nicht wild parken (obwohl sonst ja alles wild geparkt und weggeschmissen wird) wollte ich jetzt kein schlechtes Vorbild sein. Und zack wird man bestraft. Wenn ich also für gute Taten bestraft werde, was passiert, wenn ich etwas Schlechtes mache? Das muss ich glatt testen...
Auf jeden Fall ist mein Fahrrad jetzt weg. In Schweden wurde mir auch eines geklaut. Irgendwie wird das mit Fahrrädern und mir im Ausland einfach nichts.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Disclaimer

Da mir hin und wieder die Frage gestellt wird, ob es in China wirklich so schlimm ist, möchte ich diesen Disclaimer posten. Jeder der ihn bis hier gelesen hat, hat ihm automatisch zugestimmt und mich von jeder Haftung für den Inhalt dieses Blogs freigesprochen. 
China ist nicht schlimm. Mir geht es so gut, dass mir die Sonne aus dem Hinterkopf scheint. Glaubt ihr nicht? Anbei das Beweisfoto. Die einzige abweichende Erklärung wäre, dass ich einen Heiligenschein bekommen habe, aber selbst mir fallen wenige Gründe ein, warum das so sein sollte. Die Sonne in meinem Kopf würde allerdings ein riesiges Vakuum in meinem Kopf voraussetzen, weswegen diese Erklärung auch nicht ganz stimmig ist. Ich bin schließlich immer noch in der Lage zu schreiben. 
Nun aber ernsthaft. Mir geht es gut und ich habe eigentlich wenig Grund mich zu beklagen. Warum mache ich es trotzdem? Nun, zum einen bin ich Deutscher. Es ist also eine von diesen genetischen Sachen, für die man nichts kann. Zum anderen macht es aber auch einfach mehr Spaß über die Dinge zu schreiben, die nicht so gut oder eher ungewöhnlich sind. Wenn ich darüber schreibe, dass es einen Wasserdurchlauferhitzer gibt, wird das keinen jucken. Wenn ich darüber schreibe, dass der Vermieter einem nahelegt, das Gas auszuschalten klingt es schon spannender. Wenn ich euch dann irgendwann berichte, dass die ganze Bude hochgegangen ist, dann wird es erst richtig spannend. Problem dabei wird sein, dass das kein Mensch überlebt, da die Chinesen für die Feuerwehr keinen Platz machen. Kein Spaß... ich habe gesehen, wie die Feuerwehr mit einem Löschzug mit Sirenen und Blaulicht an einer roten Ampel stand. Glaubt ihr, dass der Querverkehr anhält oder wenigstens langsamer wird? Kein Stück. Es hätte aber auch nichts gebracht, weil vor der Feuerwehr noch Autos an der roten Ampel standen, die auch keine Anstalten machten, zur Seite zu fahren.
To cut a long story short. Wenn ich euch schreibe, dass meine Wohnung explodiert ist, dann müsst ihr mir das nicht glauben! Ebenso müsst ihr nicht glauben, dass es mir hier schlecht geht. Mir geht's gut! Arbeit ist spannend, Essen ist gut, Wohnung ist akzeptabel und ich bin gesund. Was will man mehr?

Sonntag, 24. Oktober 2010

Clubbing Shanghai

Geschichten aus Clubs werden gewünscht, Geschichten aus Clubs sollt ihr bekommen. Da ich mittlerweile soziale Kontakte habe, kenne ich wahrscheinlich schon mehr Clubs in Shanghai als in Frankfurt. Das mag auch damit zusammenhängen, dass immer wenn es irgendwo schön ist irgendwer vorschlägt, noch woanders hinzugehen wo es noch schöner sein soll. So kann man pro Abend zwei bis drei Clubs kennenlernen.
Diese häufigen Wechsel hängen auch damit zusammen, dass man keinen Eintritt zahlt. Lasst es mich anders formulieren... ich habe noch keine gezahlt. Wie das mit angesagten Clubs so ist, gibt es natürlich ein Gästelisten, reservierte Tische, Passwörter und dubiose Tickets, die einem zugesteckt werden. Fragt mich nicht, wie man auf diese Listen kommt oder die Leute mit den Tischen kennenlernt... ich kenne Leute, die kennen Leute, die Leute kennen. Ich schwimme nur mit dem Strom.
Die "wichtigen" Leute kennen zu lernen ist aber als Frau (nein, ich bin keine!) auch nicht schwer. Die sitzen an den großen Tischen mit den teuren Flaschen und warten darauf, dass Frauen vorbeikommen, um sie dann abzufüllen und... über das Wetter zu reden. Das denke ich zumindest. Vielleicht haben sie auch was anderes vor. Buchclub gründen, Briefmarkensammlung zeigen. Ich weiß es nicht. Böse Zungen sagen, dass es in Shanghai günstiger ist, sich gleich eine Frau zu kaufen, als den Umweg über einen Club zu gehen. Wenn es jemals soweit kommen sollte (Gott bewahre), dass ich einen Abend lang 5-10 Frauen den Alkoholkonsum zahle, nur damit die dann meinen Namen und Tischnummer an irgendwelche anderen Kerle (so wie z.B. mich gestern) weitergeben und ich mich dabei auch noch wie ein Held fühle, obwohl wahrscheinlich viele über mich lachen... dann erinnert mich an diesen Blogeintrag. :) Aber wenn man lange genug bei den Schwaben arbeitet, dann kommt man eh nicht auf die Idee, irgendjemandem irgendetwas auszugeben. Ich bin also "safe".
Ein zweiter Grund, warum ich safe bin, ist, dass ich nicht in einen Club gehe, um den ganzen Abend an meinem Tisch zu sitzen und anderen Leuten ins Ohr zu schreien. Ich bewege mich lieber. Ich habe an dieser Stelle bewusst nicht das Wort "Tanzen" eingesetzt, da das sicher für koordiniertere Formen der Körperbewegung reserviert ist. Wer mich kennt weiß aber, dass meine Bewegungsabläufe von den allgemeinen Normen abweichen, was in Shanghai zu Problemen führt. Sie sind nicht gerade "platzsparend" (nicht ganz so schlimm wie beim platzsparenden Tanzen in Rambach früher) und Platz ist hier Mangelware. Die Asiaten mögen es kuschelig warm und die Ausländer wohl auch, damit sie einen Grund haben sich an jemanden ranzukuscheln. Da ich nun keinen Tisch reserviert habe und nicht auf die Tanzfläche kann, bin ich eher irgendwo am Rand unterwegs. Trotzdem falle ich da meist auf Grund des "platzsparendem" Bewegens auf... ob positiv oder negativ sei nun dahingestellt... es ist mir auch egal. Das ist der Vorteil daran, wenn man gar nicht das Ziel hat sich an jemanden ranzukuscheln. Es macht den Abend sehr viel entspannter.
Ich habe ja auch noch nie verstanden, wie man einen guten ersten Eindruck macht, wenn man sein Gegenüber erst mal 20 Minuten anschreien muss, um mit leichten sprachlichen und akustischen Problemen die Namen auszutauschen. Um nicht komplett zu einer Kontaktbörse zu verkommen haben sich in Shanghai daher wohl auch manche Clubs entschieden, die Musik so laut zu machen, dass man nicht Mal den Namen austauschen kann. Ich sage es ja immer wieder... lösungsorientiertes Denken ist hier weit verbreitet.
Es gibt noch viel zu erzählen, aber für heute soll es erst Mal reichen!

Dienstag, 19. Oktober 2010

Internationale Küche

Ich habe lange nichts geschrieben. Das mag mit dem unglaublichen Freizeitstress hier zusammenhängen oder einfach damit, dass es über die internationale Küche nicht viel zu berichten gibt. Ich bin froh, beim nächsten Beitrag wieder das Thema wechseln zu können.
Aber soweit sind wir noch nicht. Ich habe mir vorgenommen, darüber zu schreiben, also mache ich es auch.  In Shanghai gibt es alles, was man essen kann und daher auch fast jede Art von Küche. Besonders stark vertreten ist dabei natürlich die Küche der Nachbarländer (im weiteren Sinne) Japan, Korea und Thailand. Wobei eigentlich ist das gar nicht so natürlich... ich habe in Deutschland noch kein dänisches oder tschechisches Restaurant gesehen. Das mag aber auch an deren mangelnder Kreativität liegen. Eine Stulle (a.k.a. Smörebrod) lässt sich schwer als kulinarisches Erlebnis verkaufen.
Hier ist es aber halt so, dass die Nachbarn kulinarisch (nicht kulturell und vor allem nicht persönlich!) sehr beliebt sind. Deshalb gibt es auch nicht einfach nur den Japaner... nein es gibt Sushi-Restaurants, Teppanyaki-Restaurants, Restaurants für Kobe-Rindfleisch (so ein Rinderleben mit Bier und Massagen soll ja ein besonders leckeres Fleisch ergeben) und und und.
Für einen Deutschen ist es besonders wichtig, dass auch Paulaner und das Hofbräuhaus vertreten sind. Prinzipiell bin ich ja kein Freund davon, dass wir Deutschen im Ausland immer mit den Bayern gleichgesetzt werden, aber es ist besser als nichts. Ich bin ja auch kein Franke, den das doppelt schmerz. Da gibt es Weißbier, fettiges Essen und Asiatinnen im Dirndl. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich davon nicht wirklich begeistert bin, aber so lange das Bier schmeckt... Männer sind da ja sehr einfach. Man kann sich das Essen sogar liefern lassen (über einen Drittanbieter). Das ist doch Mal Service!
Ansonsten habe ich noch wenig internationale Küche probiert... außer die zwei englischen Pubs, die direkt um die Ecke sind. Da sie immer relativ voll waren, dachte ich mir, dass das Essen nicht so schlimm sein kann. Es war aber authentisch englisch... also sehr schlimm! Ich glaube die Engländer machen das mit Absicht. Spätestens seit Jamie Oliver wissen wir ja, dass sie kochen können, wenn sie nur wollen. Sie wollen aber nicht! Hat es mit dem Heimweh zu tun, dass sie nur mit schlechtem Essen überbrücken können? Oder ist es einfach eine perfide Rache an der Welt dafür, dass sie so einen kalten und nassen Flecken der Welt als Heimat zugewiesen bekommen haben? Wir werden es wohl nie erfahren, aber mehr gute Gründe fallen mir nicht ein. Die Besucher sind aber quasi auch nur Briten. Sie beschäftigen hier ja sogar chinesische Köche und die wissen, wie es richtig geht. Es muss also wirklich der englische Chef kommen und sagen "no, no, no... if you use spices instead of vinegar it might end up being tasty". Aber wie der Franzose sagen würde: "TIC!" (this is china)

PS: Der Urheber der Kombination "wie der Franzose sagen würde" mit einem englischen Satz ist einer meiner Ex-Chefs und das ist einfach hängen geblieben, weil es so genial ist.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Internationale Speisen "made in China"

Es ist ja überall auf der Welt so, dass sich auch das ausländische Essen an den lokalen Geschmack anpasst. Das hat ja auch seinen Sinn, aber ich finde es z.B. schade, dass es schwer ist, echt mexikanisches Essen in Deutschland zu finden. Was die Chinesen mit internationalem Essen machen, geht dann aber teilweise doch darüber hinaus, was wir dem mexikanischen Essen angetan haben.
Man muss hier anmerken, dass die Chinesen einen ganz anderen Geschmack haben bzw. dass sie geschmacklich sehr viel offener sind als wir. Für sie ist es ja normal, dass etwas unglaubliches scharfes, etwas fischiges, Eingeweide und zuckersüße Speisen gleichzeitig auf dem Tisch stehen. 
Insofern können sie mit unseren europäischen Geschmacks-Vorstellungen natürlich wenig anfangen. Letztens habe ich Chinesen gesehen, die ihr Knoblauchbrot in einen Cappuccino getunkt haben. So lange es schmeckt… 
Im selben Restaurant habe ich auch Fajitas probiert. Ich möchte sagen, dass sie sich wirklich Mühe gemacht haben. Die Tortillas waren gut (wenn auch gekauft), Zwiebeln und Paprika noch knackig, die Soße gut gewürzt… aber das Fleisch war gekochter Schinken. Nein, das geht gar nicht. Ich glaube das Restaurant soll aber auch eigentlich italienisch sein, was die große Auswahl an Pasta und Pizza erklären würde. Warum dann allerdings in die Pasta-Sauce Frankfurter Würstchen geschnitten werden, verstehe ich nicht. Eine Kombination, die ich geschmacklich fast schon gelungen fand, war der Fruchtsalat mit Majo. Vielleicht sollte man sich das patentieren lassen. Red Bull kam ja ursprünglich auch aus Asien und damit ist jemand verdammt reich geworden. Ketchup (wie schreib man es nach den ganzen Rechtschreibreformen eigentlich?) übrigens auch...
Was wird sonst noch geschmacklich angepasst? Ich habe ja schon erzählt, dass sich selbst Mc Donalds angepasst hat (ok... das machen sie überall auf der Welt). Domino's Pizza schmeckt auch anders und bei Häagen Daz gibt es extrem buntes Eis. Apropo... wo auf der Welt außer in China findet man eine Schlange mit 20 Personen vor einem Häagen Daz? Der Laden macht wahrscheinlich einen größeren Teil des Bruttoinlandproduktes aus, als ganz Tibet. Im Himalaja will ja auch keiner Eis essen... eigentlich ganz logisch.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Chinesische Restaurants

Man wird es kaum glauben, aber in Shanghai gibt es eine höhere Dichte an chinesischen Restaurants als im Frankfurter Bahnhofsviertel. Das will wirklich was heißen. Aber wenn ich hier von einem chinesischen Restaurant spreche, dann heißt das noch gar nichts. Es gibt wahrscheinlich mehr Typen von chinesischen Restaurants, als ich hier Tage habe, um alle zu probieren. 
Erwähnt habe ich ja schon die Uiguren... a.k.a. Xinjiang style. Da kommen die Klassiker wie Cantonese style, Szechuan style, Huaiyang style und Shandong style. Hong Kong, Macao, Peking und Shanghai wollen natürlich ihre eigenen Küchen haben und die Tibeter probieren da auch unabhängig zu bleiben... ebenso die Taiwanesen. Glaubt mir, ich bin mit der Aufzählung noch lange nicht durch, aber es soll für's Erste reichen. Worin die sich alle unterscheiden? Fragt mich nicht. Ich bin froh, wenn ich auf ein Bild zeigen kann und etwas Essbares bekomme. 
Hier komm das Grundproblem (für mich), dass für die Chinesen alles essbar ist. Hat es sich Mal bewegt? Essbar! Hat es sich noch nie bewegt? Essbar! Ist außer Knochen und Schale nichts dran? Essbar! Ist es glitschig, schleimig oder riecht komisch? Definitiv essbar! Im Prinzip finde ich es ja gut, dass hier nichts verkommt... aber die Resteverwertung überlasse ich doch lieber den Experten. 
Ich habe schon kurz gebratene Schweineinnereien süß-sauer probiert. Schmeckt wie Schwein süß-sauer, nur dass es eine Konsistenz wie im Wasser aufgelöste Gummibärchen hat. (Pascal, ich hoffe du liest das nicht wieder beim Frühstück) Alle Ausländer preisen ja immer Schlange an, aber die habe ich noch nirgends gefunden. Ochsenfrösche scheinen dafür sehr bliebt zu sein, ich weiß allerdings nicht, ob ich die mit meiner Fisch- und Meeresfrüchte-Allergie vertrage. Wenn jemand weiß, dass es definitiv geht, dann erzähl ich auch gerne, wie es schmeckt. 


Mit das beste chinesische Essen hatte ich im Spicy Joint, in dem ich mit einem Chinesen war. Ich habe noch nie so lange für ein Restaurant angestanden. Was heißt angestanden. Wir haben eine Nummer gezogen (!!!) und sind dann über eine Stunde durch die Gegend getigert, um nach der Rückkehr immer noch 20 Minuten zu warten. So beliebt ist dieser Laden... und das jeden Tag... um jede Uhrzeit. Wir hatten scharfes Rindfleisch, scharfe Ente, dazu noch scharfe Nudeln, scharfes Tofu und scharfe Lotuswurzel. Halt, falsch. Die Lotuswurzeln waren kandiert. Ich hätte nicht den Chinesen bestellen lassen sollen! Denen macht es ja nichts aus, die verschiedensten Geschmacksrichtungen durcheinander zu essen. Ok, bei den scharfen Sachen war die Zunge eh irgendwann taub, aber diese Aussage gilt generell. Zumindest beim Thema scharf, konnten er mir aber wenigstens nichts vormachen. Ihm ging es genau so schlecht wie mir. Aber wirklich lecker! Dazu gab es dann Wachsbeerensaft. Ihr könnt Wachsbeeren gerne googeln, die gibt es wirklich. Woher sollte denn auch sonst das ganze Wachs herkommen? 
Gehen wir über zu den Vorurteilen gegenüber Chinesen beim Essen. Es sind keine Vorurteile sondern einfach Tatsachenberichte. (Es gibt da interessante Theorien zu, die ich irgendwann mal niederschreibe) Es wird vor, während und nach dem Essen geraucht, es wird auf den Boden gespuckt... oder auch einfach auf den Tisch. Es wird geschlürft gesabbert und geschrien... kurz es ist wie bei uns allen zu Hause. Ungefähr 10% von dem, was in den Mund kommt, kommt auch aus dem Mund wieder raus. Bei mir sind es 20%. Das hat aber einen guten Grund. Da die Chinesen nur Stäbchen benutzen, muss alles in mundgerechten Happen sein. Es wäre jetzt aber für den Koch zu viel Arbeit, das Fleisch und Fisch von Knochen, Schalen und dem Rest zu befreien. Es wird einfach alles mit dem Beil zerhackt und serviert. Deswegen muss der Gast es dann halt irgendwann ausspucken. Allerdings scheint für die Chinesen mehr verdaubar zu sein als für mich. Daher der Unterschied in den Prozentzahlen. 
Also ich finde das Essen wirklich sehr gut und abwechslungsreich. Was das Drumherum angeht, kann man sich ja leicht nach (aus europäischer Sicht) unten anpassen. Ich frage mich nur, ob ich dann in Deutschland wieder so sein kann wie früher... ihr werdet es sehen. 

Freitag, 8. Oktober 2010

Die netten Uiguren

Liebe Zensoren, wenn sie das hier lesen, dann möchte ich sie darauf hinweisen, dass es alleine ums Essen geht. Es werden keine politischen Äußerung zu den Uiguren und den Aufständen kommen.
So, damit sollte ich abgesichert sein. Vielen von euch werden die Uiguren nichts sagen und das macht auch nichts. Es handelt sich um eines der vielen in China beheimateten Völker und ich liebe deren Restaurants. Ich mag zwar mehr Set Meals und US Fast Food essen, es gibt aber kein Restaurant, wo ich öfter bin, als beim Uiguren um die Ecke. (Ich nehme an, dass es sich um Uiguen handelt, da alles sehr muslimisch angehaucht ist und es sonst eigentlich keine Muslime in China gibt) Natürlich hat die Häufigkeit auch etwas damit zu tun, dass der Laden direkt um die Ecke ist... aber er ist auch einfach gut. 
Die Uiguren machen so richtige Showküche. Wie ihr im oberen Bild sehen könnt, werden die Nudeln noch von Hand gezogen oder live geschnitten. Die unscharfen geschwungenen Linien zwischen seinen Händen sind die Nudeln, die durch das Schwingen verlängert werden. Dazu bruzzeln die Frauen im Hinterzimmer noch etwas Fleisch und Gemüse zusammen und fertig ist das Mahl. Für ungefähr 1,50 Euro. Dazu gibt es sogar noch eine gratis Brühe (dem Geschmack nach wohl Rinderbrühe). Das Tolle ist, dass die Uiguren Muslime sind und daher wohl halal kochen... das bedeutet auch ohne Weichmacher und Glutamat, die Grundzutaten der chinesischen Küche. Beweisen kann ich das natürlich nicht, aber wenn das Fleisch, das ich da schon gegessen habe, Weichmacher hatte, dann müssen die schon lange abgelaufen sein oder etwas anderes ist gründlich schief gegangen. Gesünder geht es in China doch eigentlich nicht mehr, oder?
Mittlerweile habe ich mich auch schon auf ein Gericht eingeschossen und werde schon gar nicht mehr gefragt, was ich will, wenn ich das Restaurant betrete. Ich habe auch das Gefühl, dass sie jedes Mal etwas mehr Knoblauch ins Essen tun... das kann aber auch die Psyche sein. Vielleicht wollen sie mich testen... nur wofür? 
Was ich an dem Restaurant nicht verstehe ist, dass es nichts zum Trinken gibt. In Deutschland wird ja gerade damit das Geld verdient, aber hier scheint das 1,50 Euro-Gericht schon genug abzuwerfen.
Auf jeden Fall sind die Uiguren in diesem Restaurant sehr nett, was mit dem muslimischen Gebot der Gastfreundschaft zusammenhängen mag. Der kleine Junge hat mir sogar schon seine Orange angeboten. Das wäre mir dann aber doch zu gesund geworden und daher habe ich dankend abgelehnt. 

Mittwoch, 6. Oktober 2010

US Fast Food

Wir kennen sie alle, die Mc Donalds, die KFCs und die Pizza Huts dieser Welt. Und der ein oder andere wird sich auch dazu hinreißen lassen zu sagen, dass er sie alle liebt. Nun denn, diese Person sollte auf jeden Fall nach China kommen, denn hier gibt es sie an jeder Ecke... und das ist auch gut so. Ansonsten würde das mit meine Nahrungsmittelpyramide ja nicht klappen. Mir würden vor allem die wichtigen gesättigten Fettsäuren und das Übermaß an Kohlehydraten fehlen, die meinen Körper am Laufen halten. Die bekommt man hier nämlich sonst kaum. 
In meinem Reiseführer steht, dass man die amerikanischen Fast Food Angebote in China getrost ignorieren kann, da die Chinesen das schon viel besser machen würden. Achtung: Das stimmt nicht! Ich weiß nicht, welche Organisation den Autor bestochen hat (da kommen ja viele in Frage), aber es handelt sich definitiv um eine Falschaussage, die sogar lebensgefährlich sein kann! Wieso das? Rechts seht ihr ein (unscharfes) Bild eines chinesischen Fast-Food-Dumplings ohne Fisch und Meeresfrüchte. Also genau genommen seht ihr den Inhalt. Mit wurde ja schon oft gesagt, dass z.B. Hühnchen für Chinesen nicht als Fleisch zählt... aber das Krabben keine Meeresfrüchte sind, wusste ich noch nicht. Aber ich kann euch beruhigen... ich lebe... trotz Fisch- und Meeresfrüchteallergie. 
Das ist aber nicht das einzige Indizes, das dafür spricht, dass chinesisches Fast Food nicht besser ist. Das wichtigste Argument gegen diese These sind die Chinesen, die all das amerikanische Zeug lieben. Deswegen gibt es das auch in den Zentren alle 100m und ist auch immer gut besucht.
Die Preise sind für Fans einfach himmlisch. Ein Menü mit einem double cheesburger kostet keine 2 Euro, während wir in Deutschland für einen normalen Cheesburger ja schon mehr als einen Euro zahlen sollen. Dafür ist zumindest bei Mc Donalds die Karte etwas gewöhnungsbedürftig. Das ist wirklich noch Old-School. Es gibt zwei "normale" Burger. Den BigMac und den double cheesburger. Fertig. Dann noch zwei längliche Burger... und ansonsten einfach jede Menge Huhn. Vergesst die Frucht-Tüten, Wraps, Salate und Mc Cafe. All den Quatsch lasse die Chinesen einfach weg. Das macht die Auswahl auf jeden Fall leichter, wenn auch nicht gesünder. Aber wer legt schon fest, was gesund ist?
In meinen ersten Tagen bin ich vor allem in die Läden gegangen, weil es etwas Gewohntes gab. Dann bin ich hingegangen, weil die immer Karten mit Bildern haben, auf die man zeigen kann. (Es war eine falsche Annahme meinerseits, dass sie bei Mc Donalds hier Worte wie Cheeseburger, Sprite oder menu verstehen). Jetzt gehe ich hin, weil einen niemand anschaut, wenn man alleine is(s)t.
Es gibt aber weitere Argumente für Fast Food. Ich spare mir den chinesischen Doktor, da ich schon alle Antibiotika und Wachstumsmittel in mir habe. Hier gibt es sogar noch die "alten" Chicken McNuggets, die so gräuliches "Fleisch" haben. Ich bin mir sicher, dass ich da einige Nahrungsergänzungsstoffe bekomme, die sonst nicht in der Pyramide auftauchen.
Zuletzt ist es aber einfach so, dass mir China keine Alternativen lässt. Wenn ich nach der Arbeit vom Sport komme, haben die meisten Restaurants zu, da es nach 20:30 ist. Ich bin also ein Opfer der Umstände, wenn ich da was esse(n muss)!

Sonntag, 3. Oktober 2010

Set Meals

Seit ich in Shanghai bin, war ich noch nicht ein einziges Mal in der Kantine, die unser Bürotower angeblich hat. Warum? Ich weiß es nicht. Ich folge einfach immer den anderen Expatriats und die sagen, dass man da auf keinen Fall hin will. Darauf vertraue ich einfach.
Stattdessen beehren wir also verschiedene Restaurants in der Umgebung. Die Auswahl an sich ist riesig, aber auf Grund von Zeitrestriktionen und verschiedenen Erfahrungen, scheint sich eine kleine Anzahl von ihnen durchgesetzt zu haben. Die Spanne geht dabei von 1,50 für einen Hauptgang bis zu 10 Euro für ein "Set Meal", liegt aber meistens bei 5 Euro.
Ein Set Meal scheint hier der Hit zu sein, da es quasi überall angeboten wird. Darin enthalten ist in der Regel eine Vorspeise (Suppe oder Salat), ein Teil eines Hauptgangs (die Portion ist doch merklich kleiner) und ein Getränk (nur Tee oder Kaffee). Auf Grund des attraktiven Preises, nehme ich es aber trotzdem meist. Und da ich oft zu Mittag esse, machen die Set Meals einen wesentlichen Teil meines Speiseplans aus. 
Die Abwechslung in dieser Nahrungsmittelgruppe ist allerdings sehr groß. Da gibt es Tom&Jerry's (die inoffizielle Kantine) mit seiner chinesischen Pizza, deren Boden aus Backpapier besteht, das mit Reis, Soße und Fleisch beleg ist. Im selben Restaurant hatte ich auch Hühnerbein mit Bohnen und Maden. Ok, die Made stand nicht auf der Karte und gehörte wahrscheinlich nicht auf den Teller. Aber extra Proteinen kostenlos? Wer sagt da schon nein?
Direkt daneben ist der Engländer, der dachte mit der international renommierten und beliebten englischen Küche den chinesischen Markt von hinten aufrollen zu können. Das Gute daran ist, dass man quasi immer alleine im Restaurant ist. Außerdem ist das Ham&Cheese-Sandwich wirklich... ein Käse-Schinken-Sandwich. Da kann nichts schief gehen. Der Steak-Happen (ich habe noch nie so ein kleines Stück Fleisch gesehen) wurde auch nicht englisch zubereitet, sondern war durch und durch gebraten. Mittlerweile gibt es außer dem Sandwich aber nur fischiges bei den Set Meals, meine Auswahl ist also gering. Wobei ich die Aussagen der anderen auch so deute, dass ich da nichts verpasse. 
Dann gibt es den Chitaliener. Dieser gibt sich Mühe und ist auch ganz erfolgreich darin, italienisches Essen zu kopieren. Trotzdem konnte ich meine erste Bestellung (Penne mit einem Teelöffel Sahne und zwei Stück Schinken) keinem italienischen Gericht zuordnen konnte. Der Rest ist schon authentischer und gut. Außerdem gibt es hier noch einen Nachtisch. Ich wusste gar nicht, wie klein ein Stück Kuchen sein kann, damit es noch als Stück und nicht als Krümmel verkauft werden kann. Aber die zwei Gabeln sind wirklich sehr lecker!
Einer meiner Favoriten ist ja der S  way. Ja, S  way. Da steht ein S, dann kommen zwei mit Papier überklebte Buchstaben und dann das way. Der Laden ist in Grün und Gelb gehalten und die Auswahl erinnert an... Subway. Ein Schelm wer da böses denkt. Es scheint Mal ein Subway gewesen zu sein, der wohl die Lizenz verloren hat. Aber es schmeckt noch. 
Wenn wir richtig was ausgeben wollen, gehen wir in das World Finance Center (eines de Wahrzeichen von Shanghai). Hier ist das Essen gut und teuer und es dauert vor allem richtig lange. Da mich niemand vermisst, kann mir das noch egal sein. Die anderen sind aber nun Mal Führungspersonen und nehmen das zum Glück auch ernst. Deswegen sind wir eher selten da. Schade eigentlich. Allein das Gebäude ist aber die Essenspreise wert. Außerdem ist die Auswahl sehr westlich, im Sinne von amerikanisch. Burgern, Wraps, Sandwichs und vor allem Salaten an jeder Ecke. Immer eine schöne Abwechslung für meinen Speiseplan.