Sonntag, 10. Oktober 2010

Chinesische Restaurants

Man wird es kaum glauben, aber in Shanghai gibt es eine höhere Dichte an chinesischen Restaurants als im Frankfurter Bahnhofsviertel. Das will wirklich was heißen. Aber wenn ich hier von einem chinesischen Restaurant spreche, dann heißt das noch gar nichts. Es gibt wahrscheinlich mehr Typen von chinesischen Restaurants, als ich hier Tage habe, um alle zu probieren. 
Erwähnt habe ich ja schon die Uiguren... a.k.a. Xinjiang style. Da kommen die Klassiker wie Cantonese style, Szechuan style, Huaiyang style und Shandong style. Hong Kong, Macao, Peking und Shanghai wollen natürlich ihre eigenen Küchen haben und die Tibeter probieren da auch unabhängig zu bleiben... ebenso die Taiwanesen. Glaubt mir, ich bin mit der Aufzählung noch lange nicht durch, aber es soll für's Erste reichen. Worin die sich alle unterscheiden? Fragt mich nicht. Ich bin froh, wenn ich auf ein Bild zeigen kann und etwas Essbares bekomme. 
Hier komm das Grundproblem (für mich), dass für die Chinesen alles essbar ist. Hat es sich Mal bewegt? Essbar! Hat es sich noch nie bewegt? Essbar! Ist außer Knochen und Schale nichts dran? Essbar! Ist es glitschig, schleimig oder riecht komisch? Definitiv essbar! Im Prinzip finde ich es ja gut, dass hier nichts verkommt... aber die Resteverwertung überlasse ich doch lieber den Experten. 
Ich habe schon kurz gebratene Schweineinnereien süß-sauer probiert. Schmeckt wie Schwein süß-sauer, nur dass es eine Konsistenz wie im Wasser aufgelöste Gummibärchen hat. (Pascal, ich hoffe du liest das nicht wieder beim Frühstück) Alle Ausländer preisen ja immer Schlange an, aber die habe ich noch nirgends gefunden. Ochsenfrösche scheinen dafür sehr bliebt zu sein, ich weiß allerdings nicht, ob ich die mit meiner Fisch- und Meeresfrüchte-Allergie vertrage. Wenn jemand weiß, dass es definitiv geht, dann erzähl ich auch gerne, wie es schmeckt. 


Mit das beste chinesische Essen hatte ich im Spicy Joint, in dem ich mit einem Chinesen war. Ich habe noch nie so lange für ein Restaurant angestanden. Was heißt angestanden. Wir haben eine Nummer gezogen (!!!) und sind dann über eine Stunde durch die Gegend getigert, um nach der Rückkehr immer noch 20 Minuten zu warten. So beliebt ist dieser Laden... und das jeden Tag... um jede Uhrzeit. Wir hatten scharfes Rindfleisch, scharfe Ente, dazu noch scharfe Nudeln, scharfes Tofu und scharfe Lotuswurzel. Halt, falsch. Die Lotuswurzeln waren kandiert. Ich hätte nicht den Chinesen bestellen lassen sollen! Denen macht es ja nichts aus, die verschiedensten Geschmacksrichtungen durcheinander zu essen. Ok, bei den scharfen Sachen war die Zunge eh irgendwann taub, aber diese Aussage gilt generell. Zumindest beim Thema scharf, konnten er mir aber wenigstens nichts vormachen. Ihm ging es genau so schlecht wie mir. Aber wirklich lecker! Dazu gab es dann Wachsbeerensaft. Ihr könnt Wachsbeeren gerne googeln, die gibt es wirklich. Woher sollte denn auch sonst das ganze Wachs herkommen? 
Gehen wir über zu den Vorurteilen gegenüber Chinesen beim Essen. Es sind keine Vorurteile sondern einfach Tatsachenberichte. (Es gibt da interessante Theorien zu, die ich irgendwann mal niederschreibe) Es wird vor, während und nach dem Essen geraucht, es wird auf den Boden gespuckt... oder auch einfach auf den Tisch. Es wird geschlürft gesabbert und geschrien... kurz es ist wie bei uns allen zu Hause. Ungefähr 10% von dem, was in den Mund kommt, kommt auch aus dem Mund wieder raus. Bei mir sind es 20%. Das hat aber einen guten Grund. Da die Chinesen nur Stäbchen benutzen, muss alles in mundgerechten Happen sein. Es wäre jetzt aber für den Koch zu viel Arbeit, das Fleisch und Fisch von Knochen, Schalen und dem Rest zu befreien. Es wird einfach alles mit dem Beil zerhackt und serviert. Deswegen muss der Gast es dann halt irgendwann ausspucken. Allerdings scheint für die Chinesen mehr verdaubar zu sein als für mich. Daher der Unterschied in den Prozentzahlen. 
Also ich finde das Essen wirklich sehr gut und abwechslungsreich. Was das Drumherum angeht, kann man sich ja leicht nach (aus europäischer Sicht) unten anpassen. Ich frage mich nur, ob ich dann in Deutschland wieder so sein kann wie früher... ihr werdet es sehen. 

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