Montag, 20. September 2010

EXPO

Die EXPO in China.... ich war da und muss sagen, dass deswegen niemand nach Shanghai kommen sollte. Eigentlich will auch niemand, dass deswegen jemand kommt. Aber der Reihe nach.
Die EXPO hat ja jede Menge Schlagzeilen gemacht. Aus deutscher Sicht lag das zu aller erst vor allem daran, dass für das Gelände, auf dem das Event stattfindet, jede Menge Häuser zusammen mit ihren Bewohner "verdampfen" mussten. "Zwangsumsiedlung" ist so ein unschönes Wort. Durch so viel Dampf entsteht natürlich jede Menge Druck und die Chinesen haben sich einfach Mal das Ziel 70 Millionen Besucher gesetzt. Wenn man die Zahlen auf sich wirken lässt, kann man sich fast schon vorstellen, dass der "Zwang" in Zwangsumsiedlung den logischen Zwang der Regierung betrifft, die paar Leute aus dem Weg zu räumen und nicht den Zwang der Leute zu gehen.


Chinesen beim Auszug
Die Einwohner sind auch sicher freiwillig gegangen, als sie merkten, dass es etwas luftig im Haus wurde, da die erste Hauswand fehlt.
Die Chinesen haben sich auf jeden Fall richtig Mühe gegeben und wie schon für Olympia ein Umerziehungsprogramm für die ganze Bevölkerung aufgelegt. Die Chinesen lernen jetzt z.B., dass man auf einer Rolltreppe rechts stehen soll, damit links Passagiere in Eile vorbeikommen. Sogar ihre Lieblingsbeschäftigung, das Hupen, wurde verboten. Das Thema "Müll auf die Straße schmeißen" war der Regierung dann aber wohl zu heiß, deswegen gibt es jetzt einfach 10000 Arbeiter, die mit Besen bewaffnet durch die Stadt ziehen. Wie immer alles sehr lösungsorientiert. Nach dem Aufwand wird nie gefragt.


Chinesische Pavillon
Hier in China hört man natürlich nur Gutes von der EXPO. Beispielsweise, dass es jeden Tag neue Besucherrekorde gibt. Daher müsste man sich bei beliebten Pavillons, wie dem deutschen, auf 4 bis 5 Stunden Wartezeit einstellen. Für den chinesischen Pavillon gibt es noch separat Tickets, für die man sich anstellen muss und die dann den Zufluss über den Tag regeln. Wenn man also nicht gerade morgens mit den Reisbussen ankommt, hat man wohl keine reelle Chance, in den Pavillon zu gelangen, wobei er inhaltlich angeblich eh nur eine langweilige Propaganda-Show zu bieten hat. Wobei ich mir bei den Aussagen die Frage stelle, wer eigentlich keine Propaganda macht... dafür gibt es die Ausstellung schließlich. Die interessantere Frage ist sicher die nach dem Wahrheitsgehalt und da sind die Chinesen weit vorne auf der Liste der Wahrheitsbieger.
Das Maskottchen


Zusammenfassend lautet mein Urteil über die Expo "Thema verfehlt, 6, setzen!". Wie ich dazu komme, werde ich in den nächsten Beiträgen noch erklären. Soviel sei gesagt, das eigentliche Thema der EXPO ist "better city - better life". Das ganze wirkt aber eher wie eine Tourismus-Messe mit dem Thema "better beamers - better show". Die EXPO ist eher ein Schaufenster für die Chinesen in die Welt... und wie das bei Fenstern nach außen so ist, wollen die Chinesen das besser genau kontrollieren während die anderen Länder es versuchen zu polieren. Da es aber von Chinesen für Chinesen ist, bleiben die Aussichten trübe.


Wenn man von den chinesischen Besuchern spricht, meint man damit aber nicht die Shanghainesen. Mit denen käme man nie auf die angepeilten Besucherzahlen. Mit Ausländer auch nicht. Wie lautet also der lösungsorientierte Ansatz? Genau: Wir karren die in Bussen ran, die sonst nie kommen würden. So wird das Gelände angeblich täglich mit Heerscharen der ländlichen Bevölkerung geflutet. Fast so, wie wenn man Frankfurt mit Offenbachern füllt.... und ich denke dieses Bild macht jedem Angst.

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